Priesterjubläum

  • Geschrieben von Reinhold Baier
  • 11 Jul

Die ersten heimlichen Tränen wurden am vergangenen Wochenende in der voll besetzten Schöllnacher Pfarrkirche „St. Johannes der Täufer“ verdrückt, als Pfarrer Josef Göppinger sein 40-jähriges Priesterjubiläum feierte. Aus allen Richtungen des Bistums waren mitbrüderliche Freunde des Passauer Brasilienteams und aus der Nachbarschaft nach Schöllnach gekommen, um mit dem beliebten Pfarrer von Schöllnach, Riggerding und Außernzell einen feierlichen Festgottesdienst zu feiern. Domkapitular Hans Kümmeringer predigte über eine Katholische Kirche, die es bis heute versäumt habe, sich von innen her zu reformieren.

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Mit den Abordnungen der kirchlichen Verbände (Landjugend, Frauenbund, Caritas und KAB) und den weltlichen Vereinen aus dem Pfarrverband sowie mit seinen „mitbrüderlichen Freunden“ (siehe Personengruppen) zog Jubilar Pfarrer Josef Göppinger in die herrlich geschmückte Pfarrkirche von Schöllnach ein. Und da standen sie, die „zwölf Apostel“, wie sich Göppinger scherzhaft ausdrückte. Der Jubilar freute sich über das Kommen der Bürgermeister Alois Oswald und Michael Klampfl, über die haupt- und ehrenamtlichen Frauen und Männer, die in den drei Pfarreien „in der Seelsorge mitarbeiten und tägliche viele Wasserträgerdienste leisten.“ Mit dabei waren auch seine Brüder, Albert und Franz mit ihren Familien.

Interesse weckte ein „Hungertuch von Misereor“ vor dem Altar. Josef Göppinger klärte auf: „Es begleitete die Fastenzeit im Jahr 1992 und stammt von Adolfo Pérez Esquivel, einem argentinischen Bildhauer und Menschenrechtler. Er hat dieses Bild anlässlich des 500-jährigen Gedächtnisses der Eroberung Lateinamerikas gemalt und den Leidens- und Hoffnungsweg der Menschen ins Bild gebracht. Vor der beeindruckenden Kulisse von Machu Picchu geht Jesus als Befreier und Auferstandener Christus den zahlreichen Märtyrern und Märtyrerinnen der 500-jährigen lateinamerikanischen Unterdrückungsgeschichte voran, unter ihnen Oscar Arnulfo Romero.“ Die Botschaft des Hungertuches sei, dass Jesus die Menschen aus Unterdrückung befreien und allen Völkern ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden ermöglichen und schenken wolle. 

Pfarrer Josef Göppinger: „Dieses Jesusbild und dieser Jesusglaube bestimmten und prägten auch meinen priesterlichen Dienst in den zurückliegenden 40 Jahren.“ Der gebürtige Kastler wählte als Primizspruch aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen.“

Für Hans Kümmeringer war es „eine große Ehre, dass ich hier predigen kann.“ Der Domkapitular informierte über eine „nicht ganz fromme Gemeinschaft“, die sich montags zum Gedankenaustausch, zu Wanderungen oder Saunabesuchen treffen würde. Zu dieser Gruppe der „Passauer Priester im Dialog für eine Kirchenreform“ gehöre auch Pfarrer Josef Göppinger. Kümmeringer sprach von einem „gescheiten, kritischen, jungen Mann, der sich in einer Zeit für den Dienst in der Katholischen Kirche entschieden habe, „in der viele das Priestertum niedergelegt haben.“ Der Domkapitular zitierte aus Göppingers Primizspruch „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“. Die Interpretation des Predigers: „Hätte die Katholische Kirche diesen Galaterbrief umgesetzt, hätte es nie eine Reformation und keine Spaltung gegeben.“

Offizielle Glückwünsche überbrachten Schöllnachs Pfarrgemeinderatsvorsitzende Martha Brandl, Schöllnachs Bürgermeister Alois Oswald und Außernzells Bürgermeister Michael Klampfl. Den Festgottesdienst gestalteten der Chor des Pfarrverbandes (Leitung Franz Josef Oswald) und die Solistinnen Juliane Müller und Cäcilia Wagner sowie Alois Liebl (Lesungen) mit. Unter den vielen Gratulanten befanden sich auch Landrats-Stellvertreter und Altbürgermeister Josef Färber (Außernzell) und Altbürgermeister Josef Thalhammer (Niederalteich). Das Jubiläum klang mit einem Stehempfang beim Jugendheim aus.

40 Jahre Priester Josef Göppinger (66):
Juni 1977 Priesterweihe durch Bischof Dr. Antonius Hofmann in Passau.
1977-1984: Kaplan in Simbach/Inn und Passau (St. Anton).
1984-1986: Stadtjugendseelsorger in Passau.
1986-1994: Missionar in der Diözese Alagoinhas (Brasilien).
1994-2001: Pfarrer in Aufhausen, Exing, Haunersdorf, Mettenhausen, Niederhausen und Reichersdorf.
2001-2007: Missionar in der Diözese Alagoinhas (Brasilien).
Seit November 2007: Pfarrer im Pfarrverband Schöllnach-Riggerding-Außernzell. 

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Mitbrüderliche Freunde in Schöllnach: Domkapitur Hans Kümmerer (Spiritualer Begleiter in der Studienzeit und Mitglied im Kreis „Priester im Dialog für eine Kirchenreform“). Pfarrer Ludwig Edmaier (zuletzt Pfarrer von Eging am See). Pfarrer Gerd Brandstetter (Mitbegründer des Passauer Brasilienteams und Leiter des Straßenkinderprojektes AMECC in Guarabira). Pfarrer Robert Rödig (Diözese Alagoinhas). Pfarrer Bernhard Kraus (früher einmal Praktikant in Schöllnach, heute Pfarrer in Mauth). Dekan Heinrich Blömecke (Osterhofen). Pfarrer Anton Vollath (Iggensbach, gemeinsame Gymnasialklasse). Pfarrer Konrad Bittmann (Göppingers Vorgänger). Pater Joseph (Kaplan in Schöllnach, heute in Fürstenzell). Pater Justin und Frater Stephan (Seelsorge im Pfarrverband).