Bericht DZ Fernsehgottesdienst

  • Geschrieben von Reinhold Baier / Petra Killinger
  • 21 Aug

Der Pfarrverband Schöllnach mit den Pfarreien Schöllnach, Außernzell und Riggerding hat beim Fernsehgottesdienst des ZDF am vergangenen Sonntag vielen Mitfeiernden zuhause in ganz Deutschland und darüber hinaus und vor allem denjenigen Menschen eine große Freude bereitet, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den Gottesdiensten in ihren Pfarreien teilnehmen können.

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Waren in der vollbesetzten Pfarrkirche „St. Johannes der Täufer“ etwa 400 Besucher live dabei, gehen die Fernsehverantwortlichen aus Mainz davon aus, dass um die 800 000 Personen an den Sonntagvormittagen den ZDF-Fernsehgottesdienst mitfeiern. 

„Bei diesem Fernsehgottesdienst wollen wir keine Show abziehen noch uns als Modellgemeinde in den Mittelpunkt stellen“, schrieb Pfarrer Josef Göppinger im Pfarrbrief und richtete ans Pfarrvolk in allen drei Pfarreien eine große Bitte: „Kommt alle und geben wir gemeinsam ein lebendiges Zeugnis unseres christlichen Glaubens. Wir haben die Voraussetzungen dazu.“ Nun, der am Ende des Monats scheidende Seelsorger wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil: Die Pfarrkirche war am kühlen Sonntagvormittag proppenvoll. Vorausgegangen war eine Vorbereitungsphase, in der sich an die 100 Personen und Gruppen aus allen drei Pfarreien ehrenamtlich einbrachten. 

Endlich, die Kirchturmuhr schlug 9.30 Uhr: Pfarrer Josef Göppinger, Kaplan P. Justin Augustin und Diakon Frater Stephan Stadler sowie die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Martha Brandl (Schöllnach), Gabi Geier (Außernzell) und Christa Schwarzkopf (Riggerding) hießen die Fernsehzuschauer vor dem Haupteingang zur Schöllnacher Pfarrkirche willkommen und stellten kurz ihre Heimatpfarreien vor. Den feierlichen Einzug begleiteten die Ministranten. 

Keine Angst haben
Pfarrer Josef Göppinger nahm den 100. Geburtstag (am 15. August 2017) von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero zum Anlass, über das Thema Angst zu predigen. In seinem Leben habe er die Erfahrung gemacht, dass er nur „vorankommen, wachsen und reifen“ könne, wenn er die Angst überwinde. „Angst lähmt mich. Angst lässt mich unsicher werden. Angst lässt mich resignieren und aufgeben.“

„Ängstlich und konfliktscheu“ habe zunächst auch Oscar Arnulfo Romero agiert, der 1977 zum Erzbischof von San Salvador (Brasilien) ernannt wurde. „Er will in einem Unrechtsstaat als Kirchenmann neutral bleiben und sich aus der Politik heraushalten.“ Deshalb wird der Bischof von den „Reichen und Mächtigen“ für sich vereinnahmt. Sie teilen Land und Kapital unter sich und wollen, dass Romero ihre Herrschaftsansprüche absegne. „Sie buhlen um seine Freundschaft“, predigt Pfarrer Josef Göppinger.

Doch ein Verbrechen öffnet Romero die Augen für das Unrecht in seinem Land. Sein priesterlicher Freund und Jesuit Rutilio Grande wird 1977 von Großgrundbesitzern ermordet. Grande war ein leidenschaftlicher Anwalt der Kleinbauern und ein furchtloser Verteidiger einer bitter notwendigen Agrar-Reform. „Der Märtyrertod eines Freundes nimmt Romero die Angst vor den Mächtigen. Jetzt geht er auf Konfrontation. Er provoziert den Konflikt und stellt sich eindeutig auf die Seite der Armen und Rechtlosen“, sagt Josef Göppinger, der zweimal – insgesamt 15 Jahre – in der Mission im Südosten von Brasilien tätig war.

Trotz wiederholter Morddrohungen lässt sich Erzbischof Romero nicht beirren: „Mich kann man töten, nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit“, hat er einmal von sich bekannt. Doch am 24. März 1980 wurde der Kirchenmann von Auftragsmördern während einer Messe am Altar erschossen. Die Hintergründe der Tat wurden nie aufgeklärt. Der Mord an Romero war der Auftakt des Bürgerkrieges in El Salvador, der in zwölf Jahren mehr als 75 000 Todesopfer, davon 70 000 Zivilisten, kostete. Schon während seiner Begräbnisfeier, an der etwa eine Million Menschen teilnahm, feuerten Scharfschützen vom Nationalpalast aus in die Trauernden und verübten ein Massaker von 40 Toten. Oscar Romero wurde 2016 von Papst Franziskus seliggesprochen.

Die Live-Sendung aus Schöllnach ist 43 Minuten alt, als Kirchenpfleger und Ehrenbürger Josef Drasch namens des Pfarrverbands Schöllnach das Schlusswort spricht und sich mit einem „Gruß aus dem Bayerischen Wald“ von den Zuschauern des ZDF-Fernsehgottesdienstes verabschiedet. „Schade, dass dieser Gottesdienst nur eine dreiviertel Stunde gedauert hat. Ich werde die Einladung von Pfarrer Göppinger annehmen, meinen Glauben an Jesus Christus in der Liturgie zu feiern und im Alltag nach dem Vorbild Romeros zu leben“, sagt ein zufriedener Gottesdienstbesucher, der kräftig in die Hände klatscht, „weil der Chor wieder hervorragend gesungen hat.“

Nach dem Fernsehgottesdienst standen die Telefone im Rathaus und im Pfarrhaus nicht mehr still. Über das Ergebnis der Telefonaktion berichten wir noch.

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Sonntagsgottesdienst
Produktionsleitung: Cordula Michaelis, Technische Leitung: Georg Eisengräber, 1. Kamera Thomas Henninger, Redaktion ZDF: Anna Kathrin Hansen, Redaktion Katholische Fernseharbeit: Dr. Michael Hertl, Regie: Petra von Lelyveld-Schaffer.

Am Drehbuch wirkten mit: Pfarrer Josef Göppinger (Liturgische Leitung), Kirchenchor Schöllnach (Leitung Franz Xaver Oswald), Eva Roscher und Nicola Baranyai-Döring (Flöte) sowie Stefan Trenner und Karl Datzmann sen. (Orgel).

Einem Kameratraining unterzogen sich bereits am vergangenen Donnerstag: Pfarrer Josef Göppinger, Pater Justin Augustin (Hochgebet), Diakon Frater Stephan Stadler OSB (Evangelium), PGR-Vorsitzende Martha Brandl (Schöllnach/Vorlauf), PGR-Vorsitzende Gabi Geier (Außernzell/Vorlauf), PGR-Vorsitzende Christa Schwarzkopf (Riggerding/Vorlauf), Franz Rager (1. Lesung), Andrea Stöger (2. Lesung), Antonia Gigl, Anna-Lena Memminger, Mario Holzinger, Michael Lebschi und Tobias Fischl (alle Fürbitten), Evi Haas und Maria Simböck (Kommunion-Meditation) sowie Schöllnachs Kirchenpfleger und Ehrenbürger Josef Drasch (Ansage).